simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
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'Feuer am Galeras'
von Alfred Bollinger

Books on Demand GmbH

Euro 17,80
ISBN 3-03-440209-0

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Dieses Buch erzählt die Geschichte Zazá Fontaines, eines fiktiven französichen Vulkanologen, der mit seiner Frau Manon um die Welt reist, um vulkanische Aktivitäten zu dokumentieren. Der Leser erfährt seine Lebensgeschichte aus einem von Zazá selbst verfaßten Manuskript, in dem er über die Entwicklung seiner Begeisterung für Vulkane Auskunft gibt und verschiedene Vulkankatastrophen Revue passieren läßt.

Zazás Manuskript wird John Steam, dem fiktiven Leiter des Casacades Volcono Observatory, unter falschen Namen zugespielt. Anlaß ist die Katastrophe beim Ausbruch des Vulkans Galeras in Kolumbien, bei dem Zaza unds eine Frau umkommen. Dieser Vulkan brach tatsächlich aus, als sich die Teilnehmer einer im Rahmen eines Kongresses durchgeführten Exkursion im Krater befanden. Damals kamen 6 Vulkanologen ums Leben; allerdings waren unter den Opfern kein Ehepaar und auch keine Franzosen. Steam erleidet dabei exakt die gleichen Verletzungen wie Stanley Williams, der damals die Exkursion leitete. Und wie Williams muß sich Steam mit der Frage auseinandersetzen, ob die Katastrophe zu vermeiden gewesen wäre. Die Rolle der 'Anklägerin' übernimmt in dem Roman die Griechin Eléni Manolas, die eher zufällig an dem Galeras-Kongress teilgenommen hat.Dabei bleibt ihre Motivation zunächst im Dunklen, bis ein zweites Manuskript auftaucht ...

Nur unschwer sind die Vorbilder der meisten Charaktere zu identifizieren: Vorbilder für Zazá und Manon Fontaine sind Maurice und Katia Krafft, die aber nicht noch gleichzeitig Professoren an der Sorbonne waren und außerdem bei einem Ausbruch des Unzen in Japan ums Leben kamen. John Steam erleidet beim Ausbruch des Galeras exakt die gleichen Verletzungen wie Stanley Williams, der jedoch nicht das Cascades Volcano Observatory leitet, sondern Professor an der Arizona State University ist. Und wie in der Realität leitet mit Lucia Quijano eine Frau das Observatorium am Galeras. Auch andere Romanfiguren haben ihre 'Vorbilder' in der Realität, was für jemanden, der sich in der Vulkanologen-Gemeinschaft etwas auskennt, anfangs etwas gewöhnungsbedürftig/störend [später siegt der Spaß herauszubekommen, wer welchem Vorbild entspricht]. Zudem, weder Zazá Fontaine noch John Steam entsprechen in ihrem Charakter ihren Vorbildern, sie befanden sich lediglich in vergleichbaren Situationen.

Daher handelt es sich hier nicht um einen Schlüsselroman. Der Autor ist kein Insider; vielmehr ein von Vulkanen begeisterter, pensionierter Arzt, der schon ein schönes Buch über den Stromboli veröffentlicht hat. Motiv für das Buch war die "Tatsache, dass es vor 10 Jahren, wahrscheinlich auch heute, für Topwissenschafter noch möglich ist, sich derart zu irren. ... Unsere Unwissenheit auf höchstem Niveau ist das eigentliche Thema des Romans aus meiner Sicht."". Und so bieten die Reisen der Fontaines' die Chance, die Vulkankatastrophen (und Beinahe-Katastrophen) der letzen Jahrzehnte Revue passieren lassen.

Diese darzustellen ist dem Autor in einem streckenweise recht spannendem Roman gelungen. Die Recherche-Leistung ist dabei bewundernswürdig, denn es finden sich weit weniger Sachfehler, als in manchem 'Sachbuch' [hier macht sich sicher das 'training' bei der Abfassung medizinischer Fachbücher bezahlt]. Die Rahmenhandlung erlaubt es dabei, das 'Innenleben' von Vulkanologen zu beleuchten (Egomanen wie Extremsportler oder von der Neugier getriebene Menschen?) und sorgt zudem für die nötige Spannung. Alles in allem: Lesenswert!

Eine kleine Nachbemerkung sei hier noch gestattet: Vielleicht sehen wir mit diesem Buch die Zukunft von Büchern mit kleiner Auflage: Print-on-Demand!

Dr. Ulrich Knittel