simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
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'Vulkanismus'
von Hans-Ulrich Schmincke

2000, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
264 Seiten, 307 Abbildungen
€ 19,90 (2. Auflage, Sonderausgabe)
ISBN 3-534-14102-4

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"Diese Einführung ist nicht als ausgewogenes Lehrbuch - sei es didaktischer angelsächsischer oder enzyklopädischer deutscher Prägung - konzipiert, ... sondern als lockere Verknüpfung von Einblicken in verschiedene aktuelle Forschungsthemen in der Vulkanologie" schreibt der Verfasser in der Einführung. Diesem Anspruch wird das Buch mehr als gerecht, denn es fehlt kaum ein wichtiges Thema der Vulkanologie. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der Verfasser, Hans-Ulrich Schmincke, Professor an der Universität Kiel und Direktor der Abteilung Vulkanologie am GEOMAR Forschungs-zentrum, selbst auf vielen Teilgebieten der Vulkanologie geforscht hat und daher über entsprechende eigene Erfahrungen verfügt.

Das Buch bietet so einen recht umfassenden Einblick in den aktuellen Wissensstand der Vulkanologie. Dabei wird das Phänomen 'Vulkanismus' nicht auf die eigentlichen Vulkanausbrüche beschränkt; vielmehr gibt der Verfasser Einblicke in das geodynamische Geschehen, das erst zu Bildung, zum Aufstieg und zur Eruption von Magmen führt.

Das Buch ist in 15 Kapitel unterteilt. In den ersten Kapitel steckt der Autor mit Kapiteln über die Plattentektonik, die Bildung, die Eigenschaften, den Aufstieg und die Differentiation von Magmen den großen Rahmen ab. Es folgen Kapitel über die wichtigsten geotektonischen Lokationen, an denen sich Magmatismus manifestiert, gefolgt von Kapiteln über die wichtigsten bei Vulkanausbrüchen ablaufenden Prozesse. Kapitel über Vulkankatastrophen und -überwachung, über den Einfluss von Eruptionen auf das Klima und über den 'Nutzen' vulkanischer Aktivität beschließen das Buch. Abgerundet wird das Buch durch eine Zusammenstellung physikalischer Einheiten, ein sehr sorgfältig zusammengestelltes Literaturverzeichnis und ein (etwas knappes) Stichwortverzeichnis.

Ein großer Pluspunkt dieses Buches ist die Tatsache, dass Prof. Schmincke, der lange Jahre die Vulkangebiete der Eifel erforscht hat, diese regional nahe liegenden Gebiete bewusst in die Darstellung einbezieht. Zum Einen ist die Eifel nämlich - nicht zuletzt durch Untersuchungen des Verfassers - gut bekannt, zum anderen liegt sie so nahe, dass der Leser zumindest Einiges bei einem Besuch der Eifel nachvollziehen kann. Ein weiterer interessanter - und im Vergleich zu anderen Büchern zum Thema einzigartiger - Aspekt ist, dass der Darstellung der Vulkaninseln von Hawaii (die man auch in vielen anderen guten Büchern findet), die der Kanarischen Inseln gegenübergestellt wird. Dabei wird deutlich, dass Hawaii nicht das allgemeingültige Modell einer Vulkaninsel ist.

Dieses Buch ist die zweite Auflage des vor 14 Jahren erschienenen Werkes. Es ist vollständig überarbeitet worden, sowohl was den Text, als auch die sehr gefällige graphische Gestaltung betrifft.

Letztere verdient besondere Erwähnung. Der Graphiker, "Joachim Schreiber, ist im Verlaufe der Zusammenarbeit zu einem gut informierten Vulkanologen geworden und [der Verfasser hat] mehr über die graphische Umsetzung komplexer Daten von einem Experten gelernt." Sehr zum Nutzen des Lesers! Und die Fotos, die fast alle vom Verfasser aufgenommen wurden, haben in der Regel eine so gute Qualität, dass sie auch einem Fotoband zur Ehre gereichen würden.

Bleibt die Frage, ob es überhaupt noch besser geht. Die Antwort ist klar; ein Buch ist fast niemals perfekt und kleine Druckfehler werden immer wieder übersehen, zumal wenn ein Buch so aktuell ist - wie das vorliegende - dass offenbar bis unmittelbar vor der Drucklegung noch neue Ergebnisse eingearbeitet wurden.

Das Buch ist nicht immer leicht zu lesen und dies aus mehreren Gründen. Zum Einen setzt es gewisse Grundkenntnisse der Geologie/Vulkanologie voraus, die z.T erst in späteren Kapiteln geboten werden, denn zunächst werden die wichtigsten Vorkommen vulkanischer Aktivität besprochen (Kap. 5-8: Mittelozeanische Rücken, Vulkaninseln, Intraplattenvulkane, Inselbögen) und dann Details vulkanischer Ausbrüche (Kap. 10-12). Gelegentlich wird der Lesefluss zudem durch sehr lange Sätze aufgehalten, die das Bemühen wiederspiegeln, bestimmte Vorgänge möglichst genau darzustellen oder durch das Einflechten eines Nebengedankens entstehen.

Kleine Verbesserungen könnte die Karte Abb. 2.1 vertragen, in der die Vulkane Pinatubo, Taal und Mayon in den zentralen Philippinen eingetragen sind, während sie auf der nördlichen Hauptinsel Luzon liegen. Im Kapitel 3 könnte im Rahmen der Darstellung zonierter Magmenkammern das Dünnschliffbild (Abb. 3.18) vom Augustine Volcano durch eines vom Laacher See Vulkan ersetzt werden (da dieser als Fallbeispiel dargestellt ist); zudem wäre ein Rückverweis auf Abb. 3.2, die den gleichen Kristall in anderer Beleuchtung dargestellt, nützlich. In der Legende der Abb. 6.29 soll die Altersangabe für die 'Plio-pleistozänen Serien' wahrscheinlich '>0,7-3,1 Ma' heißen (nicht '<0,7-3,1 Ma'); in Abb. 7.3 ist die Mächtigkeit der Lithosphäre durch eine gestrichelte (und nicht wie in der legende angegeben durch eine strich-punktierte) Linie angegeben; in Abb. 9.14 ist nicht zu erkennen, wer oder was den Größenmaßtab im Kreis bildet.

Ein wenig irritierend fand ich die Tatsache, dass neben silikatischen und karbonatitischen Magmen auch sulfidische Schmelzen erwähnt werden - die meines Wissens nicht extrudiert werden - aber nicht oxidische Schmelzen, die in der Tat - wenn auch sehr selten - von Vulkanen extrudiert werden können (Magnetit-Laven vom El Laco in Chile, Magnetitlaven bei Bafq im Iran).

Diese kritischen Bemerkungen sollen nicht davon ablenken, dass dem Verfasser mit diesem Buch ein großer Wurf gelungen ist. Zudem wird das Buch zu einem, vor allem in Anbetracht der Ausstattung (nur farbige Abbildungen!), recht attraktiven Preis angeboten!

Dr. Ulrich Knittel