simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
Vulkanismus.de

Buchbesprechung

zurück zur Startseite
Virtuelle Vorlesung zum Thema Vulkanismus
Entstehung von Magma
Mount Saint Helens
Homepage Taal (Philippinen)
Steffeln-Kopf (Westeifel)
Buchbesprechungen
yellowstone 'Windows Into the Earth: The Geologic Story of Yellowstone and Grand Teton National Parks'
von Robert B. Smith, Lee J. Siegel

Oxford University Press

Euro 22,99 bei Amazon.de
ISBN 0-19-510797-1

Das Buch bestellen!

-> English review

Der bekannteste aller Supervulkane ist, nicht zuletzt dank des Spielfilms "Supervolcano", der Yellowstone Vulkan, der ja auch so schon wegen seiner geothermischen Phenomäne sehr bekannt ist. In dem vorliegenden Buch wird die Geologie und 'Funktionsweise' dieses Supervulkans erklärt.

Das Buch beginnt mit einer Darstellung des Hebgen-Lake Erdbebens um gleich in die Tatsache einzuführen, dass dies ein Land der Schönheit, aber auch der Gewalttätigkeit ist (dies ist auch der Titel des ersten Kapitels). Es folgt eine zusammenfassende Darstellung der geologischen Kräfte, die das Gebiet des Yellowstone - und des Grand Teton Nationalparks gestalten.

Im zweiten Kapitel werden der Yellowstone Hotspot, wie auch 'hot-spots' allgemein, ausführlich erklärt. Es folgen Kapitel über die Caldera-Ausbrüche von Yellowstone und einer ganzen Reihe von Calderen, die jetzt unter Basalten des Snake-River-Gebietes begraben sind und die geothermischen Sensationen. Ein ausführliches Kapitel erklärt die Entstehung der Tetons, einer südlich von Yellowstone gelegenen Gebirgskette. Die beiden letzten Kapitel sind der Vereisung der Region in den letzten Eiszeiten, die die Landschaft entscheidend gestalteten, und zukünftigen Gefahren gewidmet.

Eine Besonderheit des Buches ist, dass sich ein Vorschag für eine 3-tägige Exkursion anschliesst (1 Tag Teton, 2 Tage Yellowstone, beliebig ausdehnbar). Dieser Teil erlaubt dem Leser das Gelesene in der Natur nachzuvollziehen.

Die Darstellung ist meist einfach und klar und damit auch für Laien gut verständlich. Kapitel 2 und 3 enthalten jedoch eine grosse Anzahl von Widerholungen, die beim aufmerksamen Leser, der das Buch von vorne nach hinten liest, etwas Irritation bewirken ("habe ich das nicht schon gelesen?"). Auch manche Begrifflichkeiten wirken etwas störend, so frage ich mich, warum die Autoren immer von 'eisenreichem Basalt' sprechen (eine kleine Suche in der Literatur ergibt, dass nur ganz wenige Basalte der Region eisenreicher sind, als ganz normale Basalte). Schliesslich ist anzumerken, dass sich die Autoren um eine verständliche Erklärung des Aufschmelzmechanismus 'drücken'. Vor allem, "decompressional melting" ist keine Wärmequelle! Dabei werden die Vorgänge ganz gut verstanden, der Mantel schmilzt durch Druckentlastung, weil die Temperatur, bei der das Aufschmelzen beginnt, um so niedriger ist, je geringer der Druck ist. Wenn nun heisses Mantelmaterial aus der Tiefe aufsteigt, kommt es irgendwann in den Bereich, wo seine Temperatur der Schmelztemperatur entspricht. Vielleicht bin ich bei den vulkanologischen Aspekten etwas übertrieben kritisch, die Kapitel über die Vereisung der Region und über zuküftige Gefahren sind jedenfalls vergleichsweise ganz ausgezeichnet geschrieben. Dies kann man auch über den Exkursionsführer sagen, den man auch ohne Exkursion lesen kann!

Die Fotos und Karten sind meist ausgezeichnet, die Zeichnungen der Ausbrüche (Abb. 3.4 und 3.5) allerdings sind bestenfalls als 'wenig hilfreich' zu bezeichnen. Da das Buch sich an Laien wendet, wäre eine Zeichnung, die die Störungsgeometrie bei Extension erklärt sicher angebracht. Auch würde ich gerne ein Foto der eindrucksvollen Ignimbritdecken, sowie eine Nahaufnahme derselben, in dem Buch sehen.

Sachlich nicht ganz richtig ist die Erklärung für den Vulkanismus auf dem Jupiter-Mond Europa (S. 31). Dieser wäre längst erloschen, wenn der Zerfall radioaktiver Elemente die einzige Wärmequelle wäre. Vielmehr sind hier, ebenso wie auf Io, enorme Gezeitenkräfte am Werk. Und hoffentlich nur ein Druckfehler ist die Behauptung (S. 69), dass auf dem Yellowstone Plateau die Schwerkraft um 30 % verringert sei (sonst wäre dies der Ort, um Leichtathletik-Rekorde aufzustellen!!).

Alles in allem muss das Urteil etwas zwiespältig ausfallen, ein tolles Thema, meist gut erklärt, aber unnötige Widerholungen und ein paar ausgelassene Gelegenheiten, dem Leser ein wirklich tieferes Verständnis zu vermitteln. Auf Grund des Exkursionsführers dennoch ein 'muss' für den Reisenden.

Dr. Ulrich Knittel