simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
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'Santorini and Its Eruptions'
von Ferdinand A. Fouqué,
ins Englische übersetzt von
Alexander McBirney

John Hopkins University Press

99.00 US $
88,50 Euro bei amazon.de
ISBN 0-8018-5614-0

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- english review -

Dieses Buch ist die englische Übersetzung des 1879 erschienen Buches 'Santorin et ses éruptions' von Ferdinand A. Fouqué; eines Klassikers der vulkanologischen Literatur. Die Übersetzung besorgte Prof. Alexander McBirney, der selbst Vulkanologe und Autor eines Buches über Vulkanismus ist - eine Kombination, die sich bei deutschen Übersetzungen von Fachbüchern leider kaum findet.

Das Buch ist in neun Kapitel gegliedert, von denen eines der historischen Aktivität des Vulkans gewidmet ist und ein weiteres speziell dem Ausbruch von 1866; eben zu der Zeit, als Fouqué seine Untersuchungen durchführte. Weitere Kapitel sind den älteren Teilen des Archipels gewidmet, sowie der petrographischen und chemischen Zusammensetzung der Förderprodukte. Unerwartet in einem solchen Buch ist das Kapitel über die ersten Funde prähistorischer Ruinen auf Santorin. So gesehen steht das Buch von W. L. Friedrich in einer alten Tradition.

Dieses Buch gilt als Klassiker der vulkanologischen Literatur, denn hier wird mehr oder weniger endgültig geklärt, dass Calderen nicht durch gigantische Explosionen, sondern durch den Einbruch des Dachbereichs von Magmenkammern entstehen. Dies ist wohl auch der Grund für die Übersetzung des Buches.

Aber auch an der Archäometrie Interessierte erfährt hier, dass schon vor über 100 Jahren geologische (petrologische) Untersuchungsmethoden auf archäologische Fundobjekte angewandt wurden. So konnte Fouqué schon vor über 100 Jahren mit Hilfe der damals noch ganz jungen, erst etwa 20 Jahre früher in die Geologie eingeführten Dünnschliffmikroskopie nachweisen, dass die prähistorischen Töpferwaren nicht importiert wurden, sondern aus auf den Inseln gebildeten Ton hergestellt wurden, konnte er doch Fragmente der Vulkanite in den Dünnschliffen nachweisen.

Für uns heutige Leser erscheint der Text gelegentlich etwas langwierig. Doch sollte man nicht vergessen, dass frühere Autoren viel mehr darauf angewiesen waren, komplexe Zusammenhänge beschreibend darzustellen, während heutige Autoren hierzu oft Graphiken zu Hilfe nehmen. Auch werden heute frühere Arbeiten nicht so ausführlich zitiert, wie in den Arbeiten des 19. Jahrhunderts. Andererseits ist dies grade der besondere Reiz des Buches, denn uns heutigen Lesern stehen die 'alten' Quellen ja in der Regel nicht, oder nur über Fernleihe zur Verfügung.

Ergänzt wird der Text durch zahlreiche Fußnoten des Übersetzers, die teilweise für uns heute unverständliche Aspekte des Textes erklären oder uns heute unbekannte Personen vorstellen. Als Anhang folgt noch eine kurzgefasste, sehr interessante Erforschungsgeschichte des Archipels, ebenfalls von Prof. A. McBirney verfasst.

Dieses Buch ist ein 'Muss' für Fans der Insel Santorin, die auch etwas in die Erforschungsgeschichte dieses Vulkans eindringen wollen oder sich auch nur einfach an der Schönheit der Lithographien erfreuen wollen.

Dr. Ulrich Knittel