simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
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'Vulkantouren in Italien
Ein Reisebegleiter ...'


von Felix Frank

Ott Verlag Thun

Euro 24,90
ISBN 3-7225-6492-1

Offenbar vergriffen; zuletzt hier noch zu haben!

Dieses Buch ist eine Einladung zu den Vulkangebieten Italiens.

Auf knapp 160 Seiten werden insgesamt 7 Vulkangebiete vorgestellt, wobei sich der Autor auf die noch aktiven Vulkankomplexe beschränkt (Vesuv, Phlegräische Felder, Ischia, Stromboli, Lipari, Vulcano und Ätna). Die auch nur wenige 100.000 Jahre alten Calderen, die sich vom Bolzener See bis zu den Albaner Bergen erstrecken, werden nicht erwähnt. Für die beschriebenen Gebiete werden insgesamt 10 Tourenvorschläge gemacht.

Gut 65 Seiten, also knapp die Hälfte des Buches sind dem Vesuv gewidmet. Auf diesen Seiten wird nicht nur der berühmte Ausbruch des Jahres 79 n.Chr., bei dem Pompeji und Herkulaneum verschüttet wurden beschrieben. Vielmehr findet sich auch eine sehr gute Darstellung der Eruptionsgeschichte zwischen 1631 und 1944 (eine der lesenwertesten, die ich bislang gelesen habe). Diese wird geschmückt durch zahlreiche Augenzeugenberichte illustrer Besucher, zu denen natürlich W.v. Goethe zählt.

Die anderen Gebiete werden deutlich knapper behandelt; sie weisen aber auch weder eine ähnlich spektakuläre Eruptionsfolge wie der Vesuv auf, noch hatten sie ähnlich illustre Besucher, die ihre Erlebnisse in Reisebeschreibungen hinterließen.

Ergänzt wird der Text durch Tourenvorschläge in die beschriebenen Gebiete, die mit jeweils 2 Seiten recht knapp ausfallen. Dabei verzichtet der Autor auf Hinweise auf bestimmte Sehenswürdigkeiten; immerhin werden klare Auskünfte gegeben, wie man zu den Zielen gelang und wie viel Zeit man mitzubringen hat (bei Herkulaneum ist der Zeitaufwand allerdings deutlich unterschätzt). [Sehr ausführliche praktische Hinweise zu diesen Zielgebieten, dafür weniger Vulkanologisches, bietet Rollo Steffens in seinem Führer zu den italienischen Vulkangebieten] Am Ende des Buches findet sich eine Art Glossar, das aber weder besonders gut, noch wirklich notwendig ist, da der Autor eigentlich im Text alles Notwendige erklärt.

Das Buch ist flott geschrieben und enthält zahllose Zitate aus älteren Berichten, die jedoch geschickt eingefügt sind und offenbar soweit sprachlich modernisiert wurden, dass sie den Lesefluss kaum aufhalten. Die Fachausdrücke, soweit sie überhaupt verwendet wurden, sind treffend. Sachliche Fehler konnte ich nicht feststellen und dafür ist dem Autor, selbst wenn er Wissenschaftsjournalist ist, zu gratulieren.

Der Text wird ergänzt durch zahlreiche Abbildungen, leider alle in schwarz-weiß. Darunter finden sich alte Stiche wie aktuelle Fotos, darunter auch manch seltenes, so nie gesehenes Bild ist, wie z.B. das Bild des schneebedeckten Vesuvs. Die Auswahl ist liebevoll gemacht, bei keinem Bild hatte der Schreiber dieser Zeilen das Gefühl, dass es auch gut hätte weggelassen werden können. Die Karten sind allerdings sehr einfach gezeichnet, so dass der Leser, der sich wirklich auf die Tour macht, auf alle Fälle noch eine genauere Karte braucht.

Das Buch ist alles in allem genau das, was der Titel verspricht, nämlich ein Reisebegleiter, in dem Interessantes, Kurioses und viele Hintergrundinformationen zu finden sind; ein Buch das auf die Reiseziele einstimmt, statt exakt zu erklären, was wo genau zu sehen ist. Damit hebt es sich erfreulich von den üblichen, oft viel zu trockenen Reiseführern ab.

Dr. Ulrich Knittel